Praxisimpulse für die Verwaltung von morgen: Brandenburger Digitaltag

OpenSource
Veranstaltung
KI

Am 11. Dezember 2025 fand der erste Brandenburger Digitaltag an der Fachhochschule für Finanzen des Landes Brandenburg in Königs Wusterhausen statt. Rund 450 Teilnehmende aus Verwaltungen, Kommunen, Unternehmen und Wissenschaft erlebten einen Tag voller spannender Sessions, praxisnaher Formate und konkreter Impulse für die digitale Verwaltung. Und InNoWest war mittendrin mit seinen Prototypen und Netzwerken.

Große, weiße Karte mit vielen kleinen farbigen Punkten, montiert auf Ständern in einem Raum mit roter Beleuchtung und Tischen im Hintergrund.
© Jan-Philipp Burmann, City-Press

Die Veranstaltung war die erste Fachkonferenz von Brandenburger*innen für Brandenburger*innen. Der Impuls dazu stammte u.a. von einer früheren Fachveranstaltung von InNoWest und der AG Nachhaltige Digitalisierung auf der bundesweiten Smart Country Convention 2024. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium der Justiz und für Digitalisierung (MdJD) und der DigitalAgentur Brandenburg (DABB) organisierte ein breites Aktionsbündnis, zu denen auch InNoWest gehört, den Digitaltag als brandenburgspezifisches Austauschforum.

Neben Keynotes und Panels war der Austausch in interaktiven Workshops Fokus des Programms. In den Sessions wurden praxisnahe Themen und Anwendungen für kommunale Akteur*innen vorgestellt und konnten direkt getestet werden. In diesen Workshops hat das InNoWest Team Digitalisierung zwei seiner Prototypen für Kommunen vorgestellt: die Open-Source Plattform MOSIDI und den KI Chatbot für Bürger*innen. Zudem organisierten und moderierten Josephine Jahn und Benjamin Nölting vom Team Digitalisierung (HNE Eberswalde und AG Nachhaltige Digitalisierung) drei Workshops im Themenraum „digitale Nachhaltigkeit“.

Einfache Datennutzung – ein Tool für Kommunen

Am Vormittag hielt Leonard Higi (FH Potsdam) einen Workshop zu MOSIDI – Einfache Datennutzung in der Kommune“. Teilnehmende erhielten hier einen praktischen Einblick in die Nutzung der Open-Source-Webanwendung, die Daten aus verschiedenen Quellen nutzbar macht – auch ohne umfangreiche Fachkenntnisse. Was macht MOSIDI so wertvoll für Kommunen?

  • Daten verbinden & visualisieren – kommunale Datenbestände können analysiert, verknüpft und anschaulich dargestellt werden – ein echter Mehrwert für Planung, Berichterstattung und Entscheidungsprozesse.
  • Modulare Nutzung – die Anwendung lässt sich flexibel an verschiedene kommunale Bedürfnisse anpassen.
  • Praxisnähe – im Workshop konnten die Teilnehmenden MOSIDI direkt ausprobieren, ihre Fragen stellen und Einsatzfelder für die eigene Kommune diskutieren.

Gerade für kleine und mittlere Kommunen bietet MOSIDI eine praktische Brücke zwischen Datenflut und verwertbaren Erkenntnissen.

Person steht vor großem Bildschirm mit Präsentation, zwei Personen sitzen an Tischen und schauen zu.
Leonard Higi beim Workshop zu MOSIDI. © Jan-Philipp Burmann, City-Press

Was können KI-Chatbots in Verwaltungen leisten?

Am Nachmittag stand der Workshop „KI-Chatbots für Kommunen“ auf dem Programm. Hier ging es um die Entwicklung und Nutzung von KI-gestützten Chatbots im kommunalen Kontext.

Roman Soike (Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung) zeigte, wie KI die Bearbeitung von Wohngeldanträgen unterstützen kann und stellte ein Tool vor, das veranschaulichte, wie automatisierte Bürgeranfragen strukturiert und effizient bearbeitet werden können.

Dorian Zwanzig (HNE Eberswalde) und Marvin Prigenitz (TH Brandenburg) stellten den von ihnen entwickelten KI-Chatbot für Bürger*innen vor und begleiteten die Teilnehmenden bei der individuellen Anpassung des KI-Chatbots an die eigene kommunale Webseite. Vermittelt wurde im Workshop insbesondere, wie der KI-Chatbot-Prototyp ohne IT-Kenntnisse für die eigene Webseite konfiguriert werden kann – z.B. Anpassung des Namens, des Layouts und grundlegenden Art und Weise, wie der Chatbot antworten soll (Systemprompts). Chatbots können in der Verwaltung vor allem dort glänzen, wo repetitive Anfragen aufkommen – etwa bei Bürgeranfragen zu Öffnungszeiten, Formularen oder einfachen Prozessfragen.

Person zeigt auf eine Präsentationsfolie mit Diagramm in einem modernen Seminarraum, weitere Personen hören zu.
Marvin Prigenitz (links) und Dorian Zwanzig beim Workshop. © InNoWest, Lea Risch

Raum zum Thema „Digitale Nachhaltigkeit“

Die drei Workshops, die in diesem Raum vom InNoWest und der AG nachhaltige Digitalisierung der Nachhaltigkeitsplattform gehostet wurden, befassten sich im Kern mit dem wichtigen Thema „Digitale Souveränität“. Damit ist das aktive, überlegte Umgehen mit digitaler Infrastruktur und digitalen Anwendungen gemeint, über deren Verhalten man im Wesentlichen frei bestimmen kann. Also der Gegensatz dazu, fertige Lösungen einzukaufen und damit Verantwortung, aber auch Gestaltungsmöglichkeiten von Technik und Techniknutzung abzugeben.

Unter dieser Klammer fanden drei Workshops von externen Referent*innen statt:

  1. Digitale Souveränität. Die Idee der gemeinschaftlich organisierten Rechenzentren in Brandenburg (André Ullrich und Rainer Rehak vom Weizenbaum Institut Berlin)
  2. Nachhaltige KI in der Praxis nutzen: Recherchieren, transkribieren und analysieren mit offenen Tools (Hanno Müller und Paras Mehta vom KI Servicezentrum am HPI Potsdam)
  3. Open Source Software für ländliche Regionen - gemeinsam verfügbar machen! (Marit Chadid und Luise Ruge von Neuland 21 e.V.)
Drei Männer stehen vor einem Bildschirm mit der Präsentation 'Nachhaltige KI in der Praxis nutzen'.
Dr. Paras Mehta, Hanno Müller (HPI) und Prof. Benjamin Nölting (InNoWest) beim Workshop "Nachhaltige KI in der Praxis nutzen". © InNoWest, Lea Risch

Wie kann ein nachhaltiger und souveräner Umgang mit IT-Technik erreicht werden?

  • Gemeinschaftlich betriebene Rechenzentren z.B. von kommunalen Akteuren (Verwaltungen, Zivilgesellschaft, KMU), sodass Datenströme aller Nutzer*innen in kommunaler Hand bleiben, Wert auf geringen CO2-Abdruck gelegt werden kann, z.B. durch die Nutzung erneuerbarer Energien vor Ort. Und indem über die Gestaltung der Rechenzentren sowie die Nutzung ihrer Abwärme in der Kommune selbst bestimmt werden kann.
  • Nutzung z.B. von KI-Anwendungen lokal auf dem eigenen Rechner. Dies bietet die maximale Sicherheit im Datenschutz und Unabhängigkeit von kommerziellen Anbietenden. Hierfür wird jedoch ggf. etwas mehr eigene Hardware benötigt.
  • Nutzung offener und frei verfügbarer Lösungen (Open Source Lösungen). Diese sind nicht unbedingt kostenlos verwendbar, aber transparent in dem was sie tun. Zudem können sie durch eine Community oder Dienstleister nach den eigenen Vorstellungen weiterentwickelt werden. Es gibt bereits viele gute Lösungen für ländliche Regionen und kommunale Verwaltungen.

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Insgesamt bot der Brandenburger Digitaltag 2025 einen tiefen Einblick in aktuelle Entwicklungen der kommunalen Digitalisierung — und zeigte vor allem, wie praxisnah und niedrigschwellig viele digitale Werkzeuge inzwischen genutzt werden können. Für InNoWest boten die Workshops einen wichtigen Raum, um unmittelbare Rückmeldungen aus den Kommunen aufzunehmen und die entwickelten Prototypen noch besser an kommunale Bedarfe anzupassen.

Die Veranstalter*innen schlossen den Digitaltag mit den Worten „Wenn Ameisen sich einig sind, können sie Elefanten tragen“. Mit dem neu gegründete Brandenburger Digitalministerium (MdJD) steht nun ein Ansprechpartner in der Landesregierung für Kommunen zur Verfügung, der die vielen digitalen Entwicklungen im Land nicht nur koordinieren, sondern auch priorisieren und steuern möchte. Der Austausch auf dem Digitaltag macht Hoffnung, dass der Austausch zwischen Land und Kommunen nun Fahrt aufnimmt und in Brandenburg große gemeinsame Schritte in eine digitale und nachhaltige Zukunft bald Wirklichkeit werden.

Große Gruppe von Menschen steht auf einer Bühne vor einer Leinwand mit Logos und Text, links hängt ein rotes Banner mit weißem Wappen.
Alle Beteiligten des Aktionsbündnis. © Jan-Philipp Burmann, City-Press
Corinna Hartwig
Autor*in

Corinna Hartwig

Kommunikation

InNoWest-Chatbot