Kurz geplaudert mit... Qasem Safariallahkheili

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In dieser Ausgabe unseres Formats haben wir kurz geplaudert mit Qasem Safariallahkheili aus unserem Team Digitalisierung. Wir sprachen über die Zukunft der App MOSIDI und die Herausforderung die Anwendung möglichst nutzer*innenfreundlich zu gestalten – und warum Qasem in Brandenburg die Berge vermisst.

Headerbild mit einem Screenshot von Qasem und LeaKurz geplaudert mit Qasem Safariallahkheili. © InNoWest, Lea Risch

English version

Original version of the interview.

Was ist deine persönliche Rolle im InNoWest-Projekt?

Qasem Safariallahkheili: Ich bin Teil des Teams Digitalisierung und mit der Fachhochschule Potsdam affiliiert. Ich konzentriere mich auf die Entwicklung von webbasierten GIS-Lösungen, die nachhaltige Entwicklung unterstützen und die Interaktion mit den Nutzer*innen verbessern. Meine Arbeit umfasst die Verarbeitung und Visualisierung geografischer Daten sowohl auf der Backend- als auch auf der Frontend-Seite der Anwendung.

Also erstellst du das Backend und Frontend von MOSIDI?

Qasem Safariallahkheili: Ja, genau. Wir entwickeln derzeit MOSIDI, eine webbasierte Anwendung, die darauf ausgelegt ist, verschiedene geospatiale Datensätze zu hosten, zu speichern, zu verarbeiten, zu visualisieren und interaktiv zu nutzen. Vor allem Entscheidungsträger*innen, insbesondere auf kommunaler Ebene sollen MOSIDI nutzen können. Ziel ist es, die Komplexität der Datensätze verständlich zu machen. Wir entwickeln Tools für alle statistischen Ebenen der Kommunen in Deutschland und haben bereits mehrere erfolgreiche Praxistests mit lokalen Behörden durchgeführt.
Wir arbeiten sowohl mit demografischen als auch mit Umweltdaten, die aus heterogenen Quellen, wie unterschiedlichen Geoportalen und Datenanbietern, stammen. Beispielsweise stammen demografische Datensätze von INKAR, während Umweltdaten vom Deutschen Wetterdienst kommen, einschließlich Variablen wie Niederschlag, Frostindex, Sonnenscheindauer und Frosttage.

Gibt es Beispiele aus anderen Ländern für Apps, die mit MOSIDI vergleichbar sind?

Qasem Safariallahkheili: Auch innerhalb Deutschlands gibt es mehrere Institutionen, die ähnliche Initiativen entwickeln. Natürlich gibt es auch verschiedene Portale und Lösungen, die ähnliche Funktionen wie MOSIDI erfüllen.
Für die Zukunft hoffe ich, dass wir einen Kommunikationsrahmen und kooperative Bemühungen mit anderen Organisationen aufbauen können, die ähnliche Ziele verfolgen. Dies würde helfen, Redundanzen zu vermeiden, Doppelarbeit zu reduzieren und sicherzustellen, dass öffentliche Ressourcen effizient genutzt werden. Dies erfordert jedoch erheblichen Aufwand auf der Management- und Koordinationsebene.

Team Digitalisierung beim Verbundtreffen
Qasem und Leonard aus dem Team Digitalisierung beim Verbundtreffen. © InNoWest, Florian Reischauer

Welche Expertise bringst du in das Projekt MOSIDI ein?

Qasem Safariallahkheili: Ich habe meinen Bachelorabschluss in Geomatik gemacht und mich im Master auf Geographische Informationssysteme (GIS) spezialisiert. Anschließend arbeitete ich als Forscher am Französischen Nationalen Geographischen Institut in Paris, mit Fokus auf 3D-Geovisualisierung.

In meiner beruflichen Tätigkeit decke ich den gesamten GIS-Workflow ab, mit besonderem Fokus auf Datenbankmanagement, geospatiale Datenvisualisierung, räumliche Analysen, KI und die Ermöglichung interaktiver Abfragen und Exploration. Meine Aufgaben umfassen das Sammeln und Integrieren geografischer Daten, deren Aufbereitung und Strukturierung für die Speicherung sowie die Vorbereitung für Analyse und Visualisierung, um sicherzustellen, dass die Daten innerhalb von MOSIDI effektiv für Entscheidungsprozesse genutzt werden können.

Welche Technologien verwendest du?

Qasem Safariallahkheili: Ich arbeite hauptsächlich mit Open-Source-Geospatial-Technologien. Zum Beispiel nutzen wir PostgreSQL mit PostGIS als Datenbank, um geografische Daten zu speichern, zu verwalten und zu indexieren. Ich verwende Python, um die Backend-APIs zu entwickeln und die Datenverarbeitung zu steuern, während JavaScript die Frontend-Logik übernimmt und die Benutzeroberfläche mit den Backend-Services verbindet.
Da sich die Technologien schnell weiterentwickeln, ist es entscheidend, auf dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Entwicklungen und führenden Werkzeuge in meinem Fachgebiet zu bleiben. Das erfordert kontinuierliche Forschung, einschließlich wissenschaftlicher Artikel, Blogbeiträge und die Teilnahme an Konferenzen.
Unsere Arbeit orientiert sich stets an den Anforderungen der Nutzer*innen und bildet die Brücke zwischen den eingesetzten Technologien, den Projektzielen innerhalb des InNoWest-Teams und den Bedürfnissen der Anwendenden.

Qasem und Stefan im Gespräch
Qasem und Stefan im Gespräch. © InNoWest, Florian Reischauer

Was sind die größten aktuellen Herausforderungen in deinem Teilprojekt?

Qasem Safariallahkheili: Eine der größten Herausforderungen ist die Nutzer*innenbindung — insbesondere, wie man Kommunen motiviert, die Anwendung zu nutzen und Vertrauen in sie aufzubauen. Um dies zu erreichen, müssen wir die Zuverlässigkeit unserer Visualisierungen und der zugrundeliegenden Daten kommunizieren. Eine Lösung besteht darin, Metadaten bereitzustellen, die die Quellen, Genauigkeit und Vertrauenswürdigkeit der Daten beschreiben.

Eine weitere Herausforderung ist die Verständlichkeit der Ergebnisse und Visualisierungen. Nicht alle unsere Nutzer*innen verfügen über Fachkenntnisse in Kartografie oder der Arbeit mit geospatialen Daten. Daher müssen Karten und analytische Ergebnisse intuitiv und leicht verständlich sein.
Eine mögliche Strategie, die wir prüfen, ist der Einsatz großer Sprachmodelle (LLMs), um textuelle Zusammenfassungen visualisierter Ergebnisse zu erzeugen. So können Nutzer*innen die Daten sowohl visuell als auch textuell nachvollziehen, was die Zugänglichkeit für ein breiteres Publikum verbessert.

Glaubst du, dass MOSIDI in der Zukunft eine Rolle spielen wird?

Qasem Safariallahkheili: Wir gehen davon aus, dass die zukünftige Wartung und Weiterentwicklung von MOSIDI durch eine Organisation unterstützt werden könnte, mit der wir bereits in Kontakt stehen. Die modulare und einfache Architektur von MOSIDI macht es zu einer flexiblen und erweiterbaren Anwendung. Zukünftige Entwickler*innen könnten neue Module oder Plugins problemlos hinzufügen, sodass die Plattform sich weiterentwickeln und Kommunen sowie Entscheidungsträger*innen effektiv unterstützen kann.

Qasem im Gespräch mit zwei weiteren Personen
Im Gespräch auf dem WiMi-Retreat. © InNoWest, Florian Reischauer

Was war dein Lieblingsmoment bei InNoWest?

Qasem Safariallahkheili: Einer meiner Lieblingsmomente ist, wenn ich intellektuelle Herausforderungen am Schreibtisch löse. Ich genieße es, eine Lösung für eine wissenschaftliche Fragestellung zu finden und diese dann in Code umzusetzen. Es fühlt sich fast wie ein Ritual an – der Übergang von einem theoretischen Konzept zu etwas Praktischem und Nutzbarem.
Darüber hinaus bereitet es mir große Freude, Feedback von Nutzer*innen zu erhalten, die die Anwendung nützlich und interessant finden. Das vermittelt mir das Gefühl, dass meine Arbeit sinnvoll ist. Letztendlich würde es mich sehr freuen, wenn Entscheidungen auf kommunaler Ebene auf Basis von MOSIDI getroffen würden. Ich weiß, dass das ein ambitioniertes Ziel ist, aber genau darauf arbeiten wir hin.

Was ist dein Lieblingsort in Brandenburg?

Qasem Safariallahkheili: Im Sommer, wenn das Wetter warm genug ist, fahre ich gerne mit dem Fahrrad nach Erkner. Ich genieße die Seen und die umliegenden Wälder – die Gegend ist schön, weniger überlaufen und vermittelt ein Gefühl unberührter Natur im Vergleich zu anderen Orten.

Insgesamt schätze ich Brandenburg für seine einzigartigen geografischen Merkmale, darunter Wälder, Seen und Grünflächen. Was mir jedoch fehlt, ist die Topografie – Brandenburg ist größtenteils flach. Ich komme aus einer Region zwischen dem Kaspischen Meer und dem Alborz-Gebirge, daher genieße ich es, Berge am Horizont zu sehen oder in der Nähe von Wasser zu sein, was eine besondere Art von natürlicher Schönheit bietet.

Möchtest du noch etwas hinzufügen? 

Qasem Safariallahkheili: Ich würde mir wünschen, dass es mehr sinnvolle Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Teams gibt. Es wäre großartig, wenn am Ende des Projekts alle von den Teams entwickelten Komponenten ineinandergreifen und sich ergänzen könnten. Ich kann mir vorstellen, dass in den Teams viele Innovationen entstanden sind, von denen wir vielleicht gar nichts wissen. Durch gemeinsames Arbeiten könnten wir etwas Kraftvolleres und Bedeutenderes schaffen.

Team MOSIDI im Gespräch
Qasem bei der Arbeit. © InNoWest, Florian Reischauer

Kontakt

Qasem Safariallahkheili

Qasem Safariallahkheili

Data Communication + Visualization

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Lea Risch
Autor*in

Lea Risch

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