Einfach erklärt

Transdisziplinäre Forschung bedeutet die Zusammenarbeit von Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen (vgl. Interdisziplinarität) und Akteur*innen außerhalb des Wissenschaftssystem, wie z.B. politisch-administrative Akteur*innen, Unternehmen oder (organisierte) Zivilgesellschaft, um gemeinsam praxisrelevante Fragen zu lösen. So entsteht praxisorientiertes Wissen, das sowohl einen praktischen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme bieten, als auch in die wissenschaftliche Weiterentwicklung einfließen kann.

Entstehung von Transdisziplinarität

Seit den 1990er Jahren hat sich neben der interdisziplinären Forschung auch die transdisziplinäre Forschung als neue Forschungspraxis entwickelt, um Wirkungen und Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu erreichen. Ausgehend von Forschungsfragen, die lebensweltlichen Problemstellungen entspringen, suchen Ansätze der transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung nach Möglichkeiten, eine Gestaltung der Probleme und eine gesellschaftliche Transformation zu erreichen.

Allgemeine Definition von Transdisziplinarität in der Wissenschaft

Transdisziplinär Forschen heißt interdisziplinär – also verschiedene wissenschaftliche Fachrichtungen – zusammen mit der Praxis auf Augenhöhe zu forschen. Dabei ist das Erfahrungswissen aus der Praxis genauso relevant wie die einzelnen wissenschaftlichen Teilaspekte und das wissenschaftliche Wissen.

Damit die Lösung des gesellschaftlichen Problems gelingt und auch in der Praxis umgesetzt wird ist es wichtig, dass alle Beteiligten an dem Projekt gemeinsam ihr Wissen aus ihren Teilbereichen einsetzen und zugleich gegenseitige Lernprozesse angestoßen werden. Methodisch wird dafür im Laufe des transdisziplinären Forschungsprojektes sowohl das disziplinäre und das interdisziplinäre Wissen als auch das (Erfahrungs-)Wissen von Praxispartner*innen systematisch aufbereitet, methodengeleitet reflektiert und iterativ in den Forschungsprozess wieder eingespeist (= das wird „transdisziplinäre Wissensintegration“ genannt). Zum Gelingen transdisziplinärer Forschungen benötigt es daher neben den disziplinären Methoden der wissenschaftlichen Forschung auch Methoden zur Wissensintegration wie Prozessgestaltung oder Moderation, um den notwendigen sozialen und kommunikativen Rahmen für die Wissensintegration zu ermöglichen.

So verstehen wir Transdisziplinarität im Verbund von InNoWest

Unter Transdisziplinarität verstehen wir die Zusammenarbeit von Wissenschaftler*innen verschiedener fachlicher Hintergründe mit außerwissenschaftlichen Institutionen, Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Gruppen. Gemeinsam werden Fragestellungen aus der Praxis analysiert und bearbeitet. Der Mehrwert: Das dabei entstehende Wissen kann besser in die gesellschaftliche Praxis umgesetzt werden und ist stärker an gesellschaftlich relevanten Themen und Problemen ausgerichtet. Entscheidend für erfolgreiche transdisziplinäre Projekte ist der regelmäßige Austausch und die gemeinschaftliche Lösungsfindung aller Beteiligten. So wird das gemeinsame Verständnis für das Forschungsthema gestärkt, eine gemeinsame Zielentwicklung ermöglicht und gemeinschaftliche Lernprozesse angestoßen.

Haben Sie Interesse an einer Zusammenarbeit? Kommen Sie gerne auf uns zu.

Literatur

AKADEMIEN DER WISSENSCHAFTEN SCHWEIZ – TD-NET (2024): „td-net | Network for Transdisciplinary Research“. Online: https://transdisciplinarity.ch/de (Letzter Zugriff: 07.11.2024).

GESELLSCHAFT FÜR TRANSDISZIPLINÄRE UND PARTIZIPATIVE FORSCHUNG E.V. (2024): “Gesellschaft für transdisziplinäre und partizipative Forschung e.V. Vernetzten. Fördern. Stärken“. Online: https://www.gtpf.science/startseite (Letzter Zugriff: 07.11.2024)

TDACADEMY (2024): “tdAcademy“. Online: https://td-academy.org/home (Letzter Zugriff: 07.11.2024)

BALSINGER, P. (2005): Transdisziplinarität: Systematisch-vergleichende Untersuchung disziplinenübergreifender Wissenschaftspraxis. München: Fink.

BERGMANN, M., SCHRAMM, E. (Hg.) (2008): Transdisziplinäre Forschung. Integrative Forschungsprozesse verstehen und bewerten. Frankfurt a. M.: campus.

BERGMANN, M., JAHN, T., KNOBLOCH, T., KROHN, W., POHL, C., SCHRAMM, E. (2010): Methoden transdisziplinärer Forschung. Ein Überblick mit Anwendungsbeispielen. Frankfurt a. M.: campus.

MITTELSTRAß, J. (2003): Transdisziplinarität – wissenschaftliche Zukunft und institutionelle Wirklichkeit. Konstanz: Universitätsverlag.

VILSMAIER, U. (2021): Transdisziplinarität. In: Philipp, T., Schmohl, T. (Hg.): Handbuch Transdisziplinäre Didaktik. Bielefeld: transcript, S. 333–346. Online: https://www.pedocs.de/volltexte/2021/23619/pdf/Handbuch_Transdisziplinaere_Didaktik_2021.pdf (Letzter Zugriff: 02.06.2025)

WINKELMANN, M., KOPFMÜLLER, J., KAMMULA, E., KNIRPS, C., MARQUART, L. (2016): fact sheet Transdisziplinarität. In: Ferretti, J. et al.: Reflexionsrahmen für Forschen in gesellschaftlicher Verantwortung. Verbundprojekt „Nachhaltigkeitsmanagement in außeruniversitären Forschungsorganisationen“. BMBF, Berlin, S. 42-46. Online: https://www.nachhaltig-forschen.de/assets/lena_nachhaltig-forschen/Dokumente/Reflexionsrahmen_FINAL.pdf (Letzter Zugriff: 25.04.2025)

Prof. Dr. Heike Walk