Neue Studie zur Zusammenarbeit zwischen Praxis und Hochschule

Transdisziplinarität

Anfang März 2025 ist eine neue Studie zur Perspektive von Praxispartner*innen auf ihre Zusammenarbeit mit Hochschulen erschienen. Genauer: Wie die Akteur*innen in ihrer Zusammenarbeit Nachhaltigkeitsziele aushandeln. InNoWest war dabei Teil der Untersuchung.

Illustrative Darstellung von Büchern und Zetteln für wissenschaftliches ArbeitenIllustrative Darstellung des Deckblatts der Studie. © InNoWest

Studie zur Perspektive von Praxispartner*innen auf ihre Zusammenarbeit mit Hochschulen – Wie Nachhaltigkeitsziele ausgehandelt werden

Anhand von zwei regionalen Transferprojekten der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) – InNoWest und „Wir 4.0“ – analysiert eine Studie, wie Praxispartner*innen die Zusammenarbeit erleben und welche Faktoren für den Erfolg entscheidend sind.

Was versteht man eigentlich unter „nachhaltiger Regionalentwicklung“?

Nachhaltige Regionalentwicklung bedeutet, eine Region so zu entwickeln, dass sie langfristig wirtschaftlich stabil, sozial gerecht und ökologisch verträglich bleibt. Dabei geht es darum, die Lebensqualität zu verbessern, die Umwelt zu schützen und gleichzeitig lokale Wirtschaft und Gemeinschaften zu stärken – für die Gegenwart und die Zukunft. Es ist ein komplexes Thema, das verschiedene Faktoren miteinander verknüpft: Umweltschutz, wirtschaftliche Entwicklung, soziale Gerechtigkeit und politische Entscheidungen müssen gemeinsam berücksichtigt werden. Diese Themen betreffen verschiedene Akteursgruppen, die unterschiedliche Interessen und Perspektiven haben. Diese Vielfalt an Themen und Interessen macht es schwierig, Lösungen zu finden, die für alle Seiten tragbar sind. Deshalb ist die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, die wissenschaftliche Erkenntnisse einbringen, und nicht-akademischen Akteur*innen aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft mit ihren jeweiligen Kompetenzen von besonderer Bedeutung, um gemeinsam passende Lösungen zu entwickeln. Besonders wichtig sind hierbei transdisziplinäre Partnerschaften – das heißt, Kooperationen, bei denen Akteur*innen aus unterschiedlichen Disziplinen, Bereichen und Sektoren zusammenarbeiten, um gemeinsam praxisorientierte Lösungen zu entwickeln.

Entwicklungs- und Innovationsachsen in der Hauptstadtregion

Mit Entwicklungs- und Innovationsachsen die Hauptstadtregion stärken

Wie können Berlin und Brandenburg noch mehr voneinander profitieren? Indem wir unsere Stärken strategisch gut verbinden! Forschende Unternehmen mit Hochschulen, attraktive Arbeitsplätze mit attraktiven Wohnangeboten in passendem Pendelabstand, Co-Working Angebote zentral in Städten und Gemeinden.

Die sternförmig von Berlin ausgehenden Bahntrassen stellen dafür einen besonders günstigen Ausgangspunkt. Entlang dieser sollen Kooperationen initiiert werden und neue Impulse für die landesweite Regionalentwicklung gesetzt werden.

Kernfragen und Ergebnisse der Studie

In einer neuen Studie wird untersucht, welche Erwartungen und Bedürfnisse Praxispartner*innen an die Zusammenarbeit mit Hochschulen haben. Was wünschen sie, wenn sie mit Hochschulen zusammenarbeiten, um nachhaltige Regionalentwicklung voranzutreiben? Und wie unterscheiden sich ihre Sichtweisen auf nachhaltige Entwicklung von der Perspektive der Hochschulforscher*innen?

Die Ergebnisse zeigen, dass Vertrauen, klare Kommunikation und greifbare, kurzfristige Resultate für die Praxispartner*innen besonders wichtig sind. Zudem wird betont, dass langfristige und stabile Kooperationen notwendig sind.

Die Herausforderung besteht darin, dass nachhaltige Regionalentwicklung höchst unterschiedlich ausgelegt werden kann. Hier zeigt die Studie, dass Praxispartner*innen bereit sind, mit Hochschulen zusammenzuarbeiten, um nachhaltige Entwicklung für ihre Regionalentwicklung mitzugestalten, wenn ihre eigenen Interessen und die regionalen Gegebenheiten berücksichtigt werden. Fünf wichtige Themen wurden identifiziert, bei denen beide Seiten – die Praxispartner*innen und die Hochschulforscher*innen – ihre Vorstellungen von nachhaltiger Regionalentwicklung miteinander abgeglichen haben:

  • Nachhaltigkeit im Sinne einer dauerhaften Zusammenarbeit
  • Schwerpunktsetzungen bei Nachhaltigkeitsthemen, die zu den jeweiligen Berufsfeldern der Praktiker*innen passen
  • ein pragmatisches, flexibles Vorgehen bei Projektaktivitäten, ohne sich zu sehr an festen Vorgaben zu orientieren
  • Einbindung von Nachhaltigkeitsideen in lokale Strukturen
  • unterschiedliche Schwerpunktsetzungen zwischen technologischen und sozialen Innovation.

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Praxispartner*innen bewusst entscheiden, welche Inhalte, Interessen und Ziele sie mit der Kooperation verfolgen wollen. Kleine Projekte in der Startphase der Verbundvorhaben dienen oft als Basis, um Vertrauen aufzubauen und Gemeinsamkeiten zu finden – um die Zusammenarbeit nicht durch inhaltliche Konflikte zu gefährden. Gleichzeitig blieben die Forschenden der HNEE gerade anfangs bei ihrem Nachhaltigkeitsverständnis flexibel und gingen Kompromisse bei den Nachhaltigkeitszielen ein, um später möglicherweise ehrgeizigere Nachhaltigkeitsprojekte realisieren zu können. Die Studie verdeutlicht insgesamt, dass beide Seiten ihre Interessen und Ziele in den untersuchten Transferprojekten pragmatisch miteinander aushandeln und die Zusammenarbeit zum jeweils eigenen Nutzen und im Interesse der Region ausbalancieren.

Literatur

Löw Beer, David; Graf, Verena; Kashlan, Benjamin, Nölting, Benjamin, Roose, Ilka (2025). How practitioners negotiate and balance their goals for regional sustainability transformation in collaborations with universities. Review of Regional Research (2025).

Prof. Dr. Benjamin Nölting
Autor*in

Prof. Dr. Benjamin Nölting

Projektleitung und Sprecher