Kurz geplaudert mit... Prof. Dr.-Ing. Ulrich Schwarz und Christoph Steen

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Umwelt

Das Projekt InNoWest ist so facettenreich wie seine Akteur*innen. Mit diesem Format stellen wir Ihnen monatlich Mitarbeiter*innen und Praxispartner*innen unseres Verbunds vor. Ein Kurzinterview gibt einen persönlichen Einblick in die Arbeit, in aktuelle Themen und Herausforderungen. Diesmal: Insights aus dem Team Zukunftsgerechter Umbau.

Zu sehen sind die beiden interviewten Herren in einer Headergrafik.Kurz geplaudert mit Prof. Dr.-Ing. Ulrich Schwarz und Christoph Steen. © InNoWest, Lea Risch

Willkommen Ulrich Schwarz und Carl Christoph Steen. Ich würde als erstes gerne wissen: Was ist euer Thema im Projekt InNoWest?

Ulrich Schwarz: Nachhaltiges Umbauen! Das beinhaltet die Sanierung von Bestandsgebäuden, die energetisch auf den aktuellen Stand gebracht werden, um damit die Heizkosten und den Energieeinsatz der Eigentümer und Bewohner zu reduzieren.

Wie seid ihr im Projekt InNoWest gelandet?

Carl Christoph Steen: Ich habe vorher den Bachelor Holztechnik absolviert und mache jetzt meinen Master in Bauerhaltung und Bauen im Bestand an der FHP. Ulrich hat mich für InNoWest angefragt und ich habe zugesagt.

Ulrich Schwarz: Ich bin Professor in Eberswalde an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung. Ich wurde für ein Vorgängerprojekt von InNoWest angefragt. Ich habe gesagt, ich mache mit wenn’s nicht um Tanzen, Hüpfen, Springen geht, sondern wirklich was gemacht wird und wenn es echten Transfer von den Hochschulen möglichst direkt in die Bevölkerung gibt. In unserem Fall betrifft es das Thema Bauen, im Speziellen: Bauen mit Holz und Sanieren.

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Kurz geplaudert Vol 3. © InNoWest, Lea Risch

Welche Themen aus eurem Fachgebiet kommen bei InNoWest besonders zur Geltung?

Ulrich Schwarz: Alle reden über serielle Sanierung von großen Gebäudekomplexen. Christoph Steen hat sich bereits mit dem Thema serielles Bauen bei Einfamilienhäusern befasst. Wenn die Einfamilienhäuser (in diesem Fall, der nach standardisierten Bauplänen hergestellte Eigenheimtyp EW 58 aus der DDR) seriell hergestellt wurden, warum dann nicht über eine serielle Sanierung nachdenken? 

Unser Teilvorhaben Zukunftsgerechter Umbau bei InNoWest setzt sich mit dem Thema Sanierung auseinander. Wir wissen aus unserem fachlichen Kontext heraus, dass es immer Problemzonen gibt, was beispielweise die Bauphysik oder die Statik betrifft. Um diese Themen kümmern wir uns ganz explizit.Im Team sind vier Professoren und sechs wissenschaftliche Mitarbeitende. Zurzeit betreuen wir fünf laufende Bachelorarbeiten und in Zukunft auch Masterarbeiten. Es kommen viele interessierte Studierende und fragen nach einem Thema für ihre Abschlussarbeiten.
Natürlich ist es auch ein Ziel, die Absolventinnen und Absolventen in die Praxis zu vermitteln. Die Arbeiten sind sehr fachspezifisch, sodass die Studierenden Fachwissen und Fähigkeiten erlernen, die ihnen gute Jobchancen auf dem Arbeitsmarkt bringen. 

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Zitat Ulrich Schwarz. © InNoWest, Lea Risch

Was sind aktuell die größten Herausforderungen für euch?

Ulrich Schwarz: In unserem Team organisieren wir uns selber ganz gut, weil jeder weiß, was er oder sie kann. Ich erlebe es als sehr angenehm und sehr wertschätzend. Wie bei einem unser letzten Termine: Da saßen wir am runden Tisch, entwickelten die Arbeitsthemen und die Studierenden konnten gleichberechtigt mitsprechen. Es werden alle Meinungen akzeptiert und es wird alles diskutiert. Natürlich sind wir manchmal sehr direkt und die Diskussionen werden offen und ehrlich ausgetragen. Hinterher haben wir in der Regel einen Konsens und eine Meinung, wo jeder dahintersteht.

Die größte Herausforderung betrifft die folgende Fragestellung: Was veranlasst eigentlich einen Eigentümer von einem EW 58, sein Haus zu sanieren und energetisch auf Vordermann zu bringen? Aus unserer Sicht als Ingenieur*innen gehen wir davon aus, dass dabei das Geld im Vordergrund steht. Die Eigentümer*innen wollen Heizkosten oder Energiekosten sparen, was bei den derzeitigen Energiepreisen nachvollziehbar ist. Und wir wissen nicht was noch auf uns zukommt.
Trotzdem bräuchten wir Studien und Umfragen, die erfassen, was die Besitzer*innen außerdem zu einer Sanierung antreibt, von Expert*innen aus diesem Feld. Hier sind wir beim Transfer-Gedanken. Wir wollen auf andere Disziplinen zugehen und gemeinsam daran arbeiten. Das Schöne am ganzen InNoWest-Projekt ist, dass man über die Grenzen hinaus zusammenarbeiten kann. Natürlich gibt es dabei auch einen Transfer, bei dem viel zu uns zurückkommt.

Eine weitere Herausforderung ist das Zusammenspiel mit der Politik. Wir erleben gegenwärtig, dass die Klimapolitik und Energieeinsparungen nicht mehr ganz oben auf der Agenda stehen. Aktuell ist der Bau neuer Gaskraftwerke im Gespräch. Ich sehe es so: Die beste Energie ist die, die man einspart und nicht unnötig verschleudert.

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Zitat Ulrich Schwarz. © InNoWest, Lea Risch

Welche Technologien und Messtechniken kommen im Projekt zum Einsatz?

Carl Christoph Steen: Wir nutzen zum Beispiel die Thermografie zur physikalischen Untersuchung des Wandaufbaus. Damit sind Wärmezonen und Temperaturen messbar.

Ulrich Schwarz: Wir wollen ein Gebäudemanagementsystem, wo sich der Nutzer und die Nutzerin nicht mehr um Heizungseinstellungen kümmern müssen. Im Idealfall erkennt das System, ob den Bewohner*innen zu kalt ist und die Heizung ein bisschen mehr aufgedreht werden muss. Sicherlich ist das weit vorausgedacht und natürlich möchte jeder den Regler über das Raumklima in der Hand behalten. Dennoch glaube ich, wenn wir gute Systeme entwickeln, dann entsteht ein Vertrauensverhältnis. Aus diesen Regelungsinformationen heraus können wir Energie einsparen. Es sind nicht alle so bauphysikaffin wie wir. Wir wollen den Nutzer*innen das „Einfühlen“ in ihr Gebäude ein Stück weit unterstützen.

Welchen Praxispartner*innen würdet ihr gerne mal über die Schulter schauen?

Ulrich Schwarz: Wir arbeiten mit Holzbauunternehmen zusammen. Da haben wir wichtige Player im Portfolio. Es wäre natürlich spannend, mal die gesamten Projekte zu verfolgen, vom Planungsbereich bis hin zur Umsetzung der Elemente. Und natürlich auch die Nutzer und Nutzerinnen der Gebäude in der Bauphase aber auch in der Zeit nach dem Bezug zu begleiten, um aus deren Erfahrungen zu lernen.

Welcher ist euer Lieblingsort in Brandenburg?

Beide: Berlin, die freie Kreisstadt in mitten von Brandenburg und natürlich alle Landschaften, wie die Uckermark und die Prignitz und deren Menschen, die viel zu wenig beachtet werden.

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Zitat Ulrich Schwarz. © InNoWest, Lea Risch

Kontakte

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Schwarz

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Schwarz

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Carl Steen

Carl Steen

Holztechnik + Holzwerkstoffe

Mehr zum Projekt

Das Projekt untersucht Wege, um ungedämmte oder wenig gedämmte Einfamilienhäuser in Brandenburg energetisch zu sanieren. 

Lea Risch
Autor*in

Lea Risch

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