Netzwerktreffen in der Prignitz: Was sind Sozialunternehmen? Alter Wein oder neuer Ansatz?

Beteiligung
Gemeinwohl

Am 15. Oktober 2025 kamen in Wittenberge viele Interessierte und Akteur*innen des Sozialen Unternehmertums zusammen und ließen das große Interesse an dem Thema Sozialunternehmen spürbar werden!

Zu sehen ist ein Veranstaltungsraum mit einigen Menschen Veranstaltung: Was sind Sozialunternehmen? © Stefanie Peter

Das Kompetenzzentrum für soziales Unternehmertum Brandenburg und InNoWest realisierten eine Netzwerkveranstaltung  mit dem Thema „Was sind Sozialunternehmen?”. Im Stadtsalon Safari kamen zahlreiche Akteure und Akteurinnen zusammen, um dieser Frage gemeinsam nachzugehen und zu diskutieren, welche Bedeutung soziales Unternehmertum für unsere Gesellschaft – und insbesondere für die Region Prignitz – haben kann.

Nach einer einleitenden Präsentation wurde deutlich, dass Sozialunternehmen in erster Linie darauf abzielen, gesellschaftliche Herausforderungen – sei es sozialer oder ökologischer Natur – zu lösen. Sie entwickeln Lösungen für Bereiche, in denen bestehende Strukturen an ihre Grenzen stoßen, und stellen ihren sozial-ökologischen Nutzen klar über ein rein monetäres Gewinninteresse. In diesem Zusammenhang ergab sich am Beispiel von Automobilherstellern eine aufschlussreiche Diskussion. Die Frage war, ob ein solches Unternehmen als Sozialunternehmen gelten könne, da es Mobilität ermöglicht. Da das Geschäftsziel jedoch vorwiegend gewinnorientiert ist und soziale sowie ökologische Aspekte häufig in den Hintergrund treten, handelt es sich hierbei nicht um ein Sozialunternehmen. Ein stärkerer sozialunternehmerischer Ansatz wäre hingegen gegeben, wenn in der Prignitz beispielsweise ein Carsharing-System mit E-Autos aufgebaut würde, das lokale, bezahlbare und nachhaltige Mobilität ermöglicht.
Für Sozialunternehmen ist zudem üblich, dass erwirtschaftete Gewinne Großteils reinvestiert werden, um die gemeinwohlorientierte Wirkung des Unternehmens zu verstärken.
Darüber hinaus zeichnen sich Sozialunternehmen durch eine partizipative Organisationsstruktur aus. Flache Hierarchien, Transparenz, gemeinsame Entscheidungsprozesse und die faire Beteiligung der Mitarbeitenden am Erfolg des Unternehmens sind dabei wesentliche Merkmale.
Einige dieser Strukturen finden sich bei den Tätigkeiten von Vereinen oder gemeinwohlorientierten Genossenschaften wieder. Durch eine unternehmerische Ausrichtung und den damit verbundenen Schritt zum sozialen Unternehmertum könnten sie noch mehr gesellschaftliche Wirkung erzielen.

Es wurden vier inspirierende Praxisbeispiele sozialen Unternehmertums aus der Region vorgestellt:

- Anna Franke, Wildwuchs e.V., stellte ihren Naturkindergarten "Die kleinen Dachse" vor, in dem Kinder mit naturpädagogischer Begleitung in engem Kontakt zur Natur betreut werden können.

- Diana Ben Ahmed präsentierte das Konzept ihrer Aktiven Naturschule Prignitz, die besonderen Wert auf Lernen, Inklusion, Soziales und Naturpädagogik legt.

- Vivian Böllersen berichtete per Videoschalte von ihrer Walnussmeisterei: einem tollen Beispiel für verantwortungsvolles Unternehmertum durch die Verbindung regionaler Ressourcen, Bildungsarbeit und nachhaltiger Produktion.

- Julia Bar-Tal gab einen eindrucksvollen Einblick in die Vielzahl ihrer gemeinwohlorientierten Projekte und Unternehmungen in der Prignitz, wie derzeit dem Dachs in Garz. Hier zum Beispiel entsteht gerade ein Testraum für zukunftsfähige, solidarische Formen der Landwirtschaft.

Nach den Präsentationen nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit zum persönlichen Austausch bei saisonaler Suppe und Getränken. Die inspirierte Atmosphäre und die Begeisterung aller Beteiligten machten deutlich, dass das soziale Unternehmertum in der Prignitz zunehmend an Bedeutung gewinnt. Der Abend klang in optimistischer Stimmung aus, und bestätigte, dass es in der Prignitz eine wachsende, engagierte Bewegung gibt, die mittel-und langfristig positive gesellschaftliche Veränderungen bewirken kann.

Bei Interesse wenden Sie sich an Reinhard Lang aus unserem Team Partizipation, der sehr engagiert vor Ort unterstützte.
Dieser Beitrag wurde an den Bericht des Kompetenzzentrum für soziales Unternehmertum Brandenburg angelehnt. 

Reinhard Lang
Autor*in

Reinhard Lang

Beteiligung + Gemeinwohlorientierung

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